Handgranate Siegwart DHG16

Quelle:W. Schumann www.lexpev.nl

Querschnitt der DHG16

Quelle:W. Schumann www.lexpev.nl

Trinkwasserqualität

Bestandteile der DHG16 von Siegwart

Hauptbestandteil der DHG16: Chlorat

Jede Handgranate enthält 80 Gramm Chlorat. Bei 7’000 Handgranaten sind das 560 Kg Chlorat, die im Rotsee lagern.

Bei einer langfristigen Exposition schädigt Chlorat die roten Blutkörperchen, welche für den Sauerstofftransport im Körper verantwortlich sind. Es entsteht Methämoglobin, welches keinen Sauerstoff mehr binden kann. Zusätzlich hemmt Chlorat die Aufnahme von Iod, was eine Reduktion des Thyroid-Hormons verursacht. Für Personen mit wenig Iod Konsum, für Kinder oder für Personen mit einer Schilddrüsenunterfunktion kann dies zu Problemen führen.

Der Höchstwert an Chlorat beträgt 10mg/Liter
Quelle: Bundesamt für Gesundheit BAG

Chlorate wirken ätzend auf die Pflanzen. Zusammen mit Natriumchlorat wurde Kaliumchlorat früher als „Unkraut Ex“ in Herbiziden eingesetzt. Allerdings werden auch Nutzpflanzen damit abgetötet.

Quelle: Seilnacht.com

Im Verhältnis zum Wasservolumen vom Thunersee ist der Rotsee stärker mit Munition belastet. Und der Thunersee gilt als der Schweizer Munitionsfriedhof schlechthin. Der Thunersee hat ein Wasservolumen von 6,5 km*3 und ist mit 3’000 Tonnen Munition belastet. Der Rotsee hat ein Wasservolumen von 0,0043 Km*3 und ist mit ca. drei Tonnen Handgranaten belastet.

Der Thunersee ist 200 Meter tief und dort unten konstant 4 Grad kalt. Zudem liegt die Munition im Thunersee unter einer ca. 1 Meter dicken Sedimentschicht. Der Rotsee ist nur 16 Meter tief und die Wassertemperatur schwankt jährlich um 30 Grad. Für die Lagerung von Munition ist der Rotsee wohl der schlechteste Standort den man sich überhaupt vorstellen kann. Viele Handgranaten liegen direkt am Ufer neben einer Badi.

Hochgiftiges Quecksilber

Die DHG16 enthält als Initialsprengstoff sogenanntes Knallquecksilber. Quellen sprechen von 0,3 bis 2 Gramm Quecksilber pro Granate. Bei einem Gramm Quecksilber und 7’000 HGs liegen im Rotsee somit 7 Kg Quecksilber.

Besonders toxisch sind organische Verbindungen des Quecksilbers, insbesondere Methylquecksilber, das z. B. im Organismus von Fischen aus Quecksilber gebildet wird.

Bei Schwangeren geht das Gift über die Nabelvene auf den Fötus über. In Minamata kamen viele Säuglinge mit Behinderungen auf die Welt, nachdem ihre Mütter mit Methylquecksilber belasteten Fisch verzehrt hatten. Der Konsum von Seefisch erhöht die Quecksilberbelastung des Fötus.

Quelle: Wikipedia Quecksilbervergiftung

Methylquecksilber-Vergiftung: Soshisha.org

Entwarnung: keine giftigen Fische im Rotsee

Der Kanton Luzern prüfte unter anderem Fische aus dem Rotsee auf die Giftstoffe Dioxin und polychlorierte Biphenylene und gibt Entwarnung.

Quelle: 20min Keine giftigen Fische im Rotsee

Rotseewasser hat Trinkwasserqualität

Auf Eigeninitiative habe ich das Wasser des Rotsees bei der Bachema AG, Analytische Laboratorien, auf Chlorat und Quecksilber testen lassen. Das Resultat ist sehr erfreulich. Die Grenzwerte werden für Badewasser und Trinkwasser eingehalten. Das Wasser habe ich am 7. September 2019 in der Nähe der Rotseebadi entnommen.

Die Wasserprobe aus dem Rotsee ergab ein Chloratgehalt von unter 0,005 mg/L. Der Grenzwert für ein Schwimmbad beträgt 10mg/L und für Trinkwasser 0,2mg/L Chlorat. Der Quecksilbergehalt im Rotsee liegt bei weniger als 0.0002 mg/L und hat somit praktisch Trinkwasserqualität.

Weitere Bemerkungen zum Rotsee

Bis 1933 leitete man Abwasser direkt in den Rotsee. Eine Kläranlage wurde 1969 installiert und seither verbessert sich die Wasserqualität stetig (vorallem was das Phosphor betrifft). Eine 1922 installierte Wasserzuleitung von der Reuss erhöhte den Wasserautausch beträchtlich. Vorher lag das Wasser bis zu fünf Jahren im See, heute erneuert sich das Wasser 1-2 Mal jährlich.

Der Rotsee bildet sehr wenig Sedimente, da 80% des Wassers künstlich über einen unterirdischen Kanal von der Reuss zugeführt wird. Das führt dazu, dass die Munition nicht von einer schützenden Sedimentschicht überdeckt wird. Die Munition im Thunersee wurde vor 60 Jahren versenkt und liegt unter einer Sedimentshicht von ca. 0,5 bis 1,5 Meter. Die Munition im Rotsee wurde vor über Hundert Jahren versenkt und müsste im Normalfall eine Sedimentschicht von mindestens 0,5 Meter haben. Das einfache herausfischen mit einem Magneten zeigt aber, dass viele Handgranaten nicht sehr tief unter Grund liegen können. Die hohe Temperaturschwankung innerhalb eines Jahres von über 30 Grad fördert die Korrision massiv und es ist eine Frage der Zeit, bis die Granaten das giftige Chlorit und hochgiftige Quecksilber freigeben.

Kehrichtdeponie Friedental

Bis in die 1940er Jahre gab es im Friedental, in unmittelbarer Nähe zum Rotsee, eine Kehrichtdeponie. Im Jahr 2009 wurden im Boden erhebliche Schadstoffbelastungen – vor allem mit Schwermetallen festgestellt. Die Giftdeponie wurde nicht entfernt, sondern man begnügte sich mit einer weiteren Abdeckung von ca. einem Meter Boden- und Aushubmaterial. Somit ist es möglich, dass weiterhin Schwermetalle ausgeschwemmt werden und in den Rotsee gelangen.

Quelle: Zentralplus Deponie Friedental

Handgranate Siegwart DHG16 aus dem Rotsee (2019)